Statt Staats-Karossen parkte am 28. September ein 40-Tonner des Roten Kreuzes vor der imposanten Fassade der Sächsischen Staatskanzlei am Dresdener Elbufer. Voll gepackt mit medizinischem Material für die Ukraine trat dieser unmittelbar nach dem Presse-Termin mit Gesundheitsministerin Petra Köpping und Staatskanzleichef seine Fahrt an. Die führte den Sattelzug aber nicht etwa Richtung Polen, sondern zu uns nach Hainichen.
Der Hainichener Verein Communitas entsendete seit Kriegsausbruch bereits mehr als 20 Sattelzüge mit jeweils rund 15 Tonnen Hilfsgütern in die Ukraine. Doch statt sich etwas zu erholen darf und muss das Team um den Hainichener Unternehmer und Vereinsvorsitzenden Thomas Kretschmann sein ehrenamtliches Engagement nun sogar noch intensivieren. „Nach dem 20. Transport Ende August war unser Lager ziemlich leer. Doch dann veränderte eine E-Mail unseres Hainichener Oberbürgemeisters Dieter Greysinger alles“, so Kretschmann. Mit dem Hinweis „Hallo Thomas, wäre da eventuell für euch was dabei?“ leitete dieser eine E-Mail der Sächsischen Staatskanzlei weiter – Darin enthalten das Angebot, Bestände aus der Auflösung der Coronazentren zu erhalten. „Für uns kam die Liste mit einer Vielzahl an Hilfsmitteln wie Einwegspritzen, Kanülen, Infusionssystemen, OP-Tüchern, Handschuhen, Notarzt-Rucksäcken und vielem mehr genau zum richtigen Zeitpunkt“, berichtet Kretschmann, der dann auch innerhalb weniger Stunden, nachdem er sich bei der Staatskanzlei gemeldet hatte, zusammen mit der Stadt Radebeul den Zuschlag bekam. Sofort habe er mit seinem Stellvertreter Uwe Anke und Vorstandsmitglied Susan Braune überlegt, ob sie mit dem Transporter und dem Anhänger der Hainichener Firma „Naturbrennstoffe“ nur einmal oder doch mehrmals fahren müssten. Doch schnell wurde diese Überlegung zu den Akten gelegt. Denn zur Überraschung des Vereins Communitas und der Stadtverwaltungen Hainichen und Radebeul handelte es sich um einen Warenumfang von mehr als 200 Paletten. „Nach Auflösung der Coronazentren in Sachsen wurden diese Dinge innerhalb der Landesverwaltung
angeboten“, erklärte Gesundheitsministerin Petra Köpping zum Presse-Termin. Was danach übrig geblieben sei, wurde für die Ukraine freigegeben.
Zum Zeitpunkt des Termins in Dresden war ein Teil der Hilfsmittel bereits auf ukrainischem Gebiet. Denn bereits wenige Tage zuvor hatte das DRK Dresden, in dessen Hallen die Spenden lagerten, einen Sattelzug und zwei kleinere Lkw voll bepackt nach Hainichen gebracht. „Wir hatten nach Erhalt der Spenden-Zusage des Freistaates sofort eine Ladung für unseren ukrainischen Lkw-Fahrer Liubomyr in der Ukraine gesucht, damit dieser nicht leer nach Hainichen kommen musste. Das wäre viel zu teuer“, erklärte Kretschmann gegenüber den Vertretern des Freistaates und der Presse. Bereits eine Woche nach Bekanntwerden des Angebotes der Staatskanzlei kam der ukrainische Lkw in Hainichen an und wurde mit Krankenhausbetten, Kleidung und Möbeln aus den Beständen des Vereins und den bereits aus Dresden angelieferten medizinischen Materialien beladen. „Ich finde es toll, dass sie mit ihrer Firma und dem Verein der Ukraine so viel Hilfe leisten. Im Gegensatz zu ihnen haben viele andere Unternehmen aus Sachsen nach Kriegsausbruch ihre Zusammenarbeit mit der Ukraine unterbrochen“, erklärte Oliver Schenk, Chef der Staatskanzlei. Dass das Hainichener Unternehmen Naturbrennstoffe weiterhin Waren aus der Ukraine beziehe und damit auch die Transportkosten für die humanitären Güter enorm senke, habe Vorbildwirkung und sei auch eine hervorragende Hilfe zur Selbsthilfe für die ukrainische Wirtschaft, so Schenk.
Zwischen dem Termin in Dresden und dem Erscheinen dieser Ausgabe des Gellertstadtboten sind weitere Hilfstransporte von Hainichen aus gestartet. „Es sieht ganz so aus, dass wir bis April kommenden Jahres auf mindestens 24 Sattelzüge kommen. Das wären dann seit Kriegsausbruch durchschnittlich ein Sattelzug pro Monat, jeweils mit rund 14 Tonnen beziehungsweise 105 Kubikmetern Spenden beladen“, so der Hainichener Thomas Kretschmann, der mit seinen Mitstreitern Susan Braune und Uwe Anke, ehemals Bürgermeister von Nossen, zum Pressetermin an der Staatskanzlei nicht nur in die Kamera lächelte. „Wir haben wichtige Kontakte geknüpft und die zuständigen Personen direkt kennen gelernt“, so Uwe Anke. Man hoffe nun im Bedarfsfall auch auf finanzielle Unterstützung aus Dresden. Denn mit den Sachspenden allein sei es nicht getan. Auch der Transport in die Ukraine müsse gewährleistet und finanziert werden. Hier ist der Verein auf Spenden aus der Bevölkerung, von Kirchgemeinden und Firmen angewiesen. „Wir hatten erst vor kurzem mehr als 600 Feldbetten für mehr als 10.000 Euro bestellt. Aufgrund der Intensivierung der Fahrten in die Ukraine sind unsere Reserven nun nahezu auf Null gesunken“, erklärt Kretschmann, der nun erneut auf die Spendenbereitschaft hofft.
Geld- und Sachspenden werden wochentags von 9 bis 17 Uhr und samstags 9 bis 11 Uhr im Hainichener Spendenlager bei der Firma Naturbrennstoffe, Friedrich-Gottlob-Keller-Siedlung 27a, angenommen. Die komplette Liste der benötigten Dinge, das Spendenkonto sowie einen Blog über die Aktionen des Vereins gibt es unter www.Communitas-Hainichen.de im Internet.
Thomas Kretschmann
Firma Naturbrennstoffe
Sperrung B 169
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