Wenn das Jahr 2024 in Deutschland einer Person gewidmet ist, dann wird vielen der Name Caspar David Friedrich einfallen. Der in Greifswald geborene Maler verbrachte weite Teile seines Lebens in Sachsen und hielt sich die meiste Zeit davon in Dresden auf. Er war aber auch in Kriebstein.
Als ich Anfang August in Mecklenburg-Vorpommern war, besuchte ich im Pommerschen Landesmuseum die Ausstellung „Lebenslinien“ und erfuhr mehr über Friedrich. Ich erhielt in den letzten Monaten zudem zahlreiche Hinweise von Freunden und Bekannten, dass im Buch über sein Leben „Zauber der Stille“ von Florian Illies auf Seite 30 erwähnt ist, dass er in Hainichen eine „verschmähte Liebe“ hatte.
Wörtlich steht dort „Immerhin muss es im kleinen sächsischen Dorf Hainichen eine „M.“ gegeben haben, die Friedrichs Ambitionen und Hormone geweckt hat. Aber irgendwie scheint aus dieser Geschichte nichts geworden zu sein. Als er sich 1802 bei seiner Schwester Dorothea in Breesen bei Neubrandenburg für ein paar Monate ausheult, da malt er am 3. Februar ein kleines Selbstbildnis. Er liegt erschöpft und traurig an einem Wegstein und hat den Hut, den Wanderstock und den Tornister resigniert ins Gras geworfen. Auf dem Wegstein steht „1 ½ Stunden bis Hainichen“. Offenbar ist er diesen Weg nicht mehr gegangen, weil er von der M. verschmäht worden ist …“
Ich habe die Hinweise zum Anlass genommen, bei unserer Museumsleiterin Angelika Fischer, die bei derartigen Dingen eine „unerschöpfliche Quelle des Wissens“ ist, nachzufragen, ob sie weitere Erkenntnisse hat. Daraufhin hat sie die folgenden Zeilen geschrieben:
Am 5. September 2024 wird deutschlandweit der 250. Geburtstag von Caspar David Friedrich gefeiert. In Dresden laufen aktuell zwei Ausstellungen.
Es ist bekannt, dass der Künstler gern wanderte und dabei skizzierte, später Teile der Skizzen in Bildern neu arrangierte. Die Hamburger Kunsthalle besitzt eine Skizze mit der Bezeichnung „Dorf mit zwei Kirchen“. Diese Skizze stammt aus einem seiner Skizzenbücher, das später zerlegt worden ist, um die Seiten einzeln veräußern zu können.
Doch welches „Dorf“ ist zu sehen? Verschiedentlich wird die Ansicht Oederan zugeordnet.
Der Fotograf Frank Richter aus Dresden, der sich noch immer um die Identifizierung der Ansichten des Romantikers bemüht, hat das angezweifelt. Er brachte als erster ins Gespräch, dass es sich um Hainichen handeln könne. Einige schriftliche Belege, die inzwischen vorliegen, stützen diese These.
Caspar David Friedrich unternahm 1799 mehrere Reisen in unserer Region und erwähnt, dass er in H. gewesen sei und M. gesprochen hätte. Besonders über M. wird viel spekuliert.
Nehmen wir an, mit H. ist Hainichen gemeint. Warum „Dorf mit zwei Kirchen“?
Die Türme legen das zunächst nahe, aber im Falle von Hainichen sieht man den Turm der alten Stadtkirche hinter dem Rathaus und den ehemals sehr hohen Turmaufsatz des alten Rathauses, das 1832 abgebrannt ist.
Für die flüchtige Zeichnung stand der Künstler erhöht und schaute von einem Feldweg Richtung Falkenau/Gersdorf auf die Stadt. Damit hätten wir eine der frühesten bekannten Ansichten von Hainichen vor uns.
Eine andere Zeichnung des Künstlers von 1802, die auch im Roman „Zauber der Stille“ von Florian Illies beschrieben wird und sich in München befindet, nimmt zweifellos auf Hainichen Bezug.
Möglicherweise lässt sich mehr sagen, wenn die für Oktober angekündigte Gesamtausgabe von (C. D.) Friedrichs Briefen und Schriften erschienen ist.
Ich danke Angelika Fischer für ihre Erläuterungen. Kurioserweise hat die genannte Stelle in den letzten Tagen an Bedeutung gewonnen, denn es handelt sich um die höchste Stelle am neuen Radweg „B169 – Gartenklause“, die Überfahrt über die ehemalige Grubenbahn. Das Bild ist allerdings nicht genau dort entstanden, sondern wohl ein Stück mehr in Richtung der Lärmschutzaufschüttungen in Richtung der Gartenstadt. Wir planen, am neuen Radweg in nächster Zeit eine kleine Tafel aufzustellen, die an Caspar David Friedrich erinnert.
Das Bild vom Wanderer ist bei Wikipedia zu sehen: File:Wanderer am Meilenstein.jpg - Wikimedia Commons
Die Zeichnung vom Dorf mit den zwei Kirchen findet man auf der Homepage der Hamburger Kunsthalle Dorf mit zwei Kirchen | Hamburger Kunsthalle (hamburger-kunsthalle.de)
Dieter Greysinger
Oberbürgermeister
Sperrung B 169
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