Hainichen

30 Jahre Städtepartnerschaft Dorsten – Hainichen am 4. Juli 2020 – die langjährige Vorsitzende des Freundeskreises, Carmen Fischer, berichtet

30 Jahre Städtepartnerschaft sind eine lange Zeit. Eine Zeit voll neuer Erfahrungen und Eindrücke, mit unzähligen Begegnungen und neuen Freundschaften.

Eine Zeit, die ich als Vorsitzende des Freundeskreises Dorsten/Hainichen e.V. seit  Februar 1991, bis dahin hatte Dr. Gerhard Stollberg diese Funktion inne, miterleben und mitgestalten durfte.

Beim gedanklichen Rückblick habe ich mir noch einmal die Tafeln angesehen, die wir anlässlich des 25jährigen Jubiläums im „Gellertjahr 2015“ gestaltet hatten und die jetzt zum 30. Geburtstag ergänzt wurden, alte Unterlagen heraus geholt und viele Fotos gesichtet.

Begonnen hatte alles damit, dass im Spätherbst 1989, kurz nach dem Fall der Mauer, in Dorsten laut über eine innerdeutsche Städtepartnerschaft nachgedacht wurde.

Daraufhin machten sich der ehemalige Dorstener Stadtrat Gerd Schiwy und Dr. Peter Hadert auf den Weg nach Freiberg. Grund für diese Idee war die Tatsache, dass in der alten Bergstadt am Fuß des Erzgebirges die älteste Montanhochschule der Welt beheimatet ist und in Dorsten zum Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts der Bergbau noch eine überragende Rolle spielte.

Allerdings war Freiberg mit der Bergstadt Clausthal-Zellerfeld im Harz „schon vergeben“ und man entschied sich spontan auf dem Rückweg aus Freiberg in Hainichen anzuhalten. So entstand mehr zufällig der erste Kontakt und viele weitere folgten.

Mit Unterzeichnung der Städtepartnerschaftsurkunde zum Altstadtfest  1990 in Dorsten, dies war damals mein erster Besuch in der Stadt an der Lippe, und kurze Zeit später am 4.7.1990 in Hainichen, wurde die Partnerschaft endgültig besiegelt.

Neben den jährlichen Treffen der Freundeskreise, die Hainichener Vereinigung wurde am 19.6.1990 gegründet, stand in den frühen 90er Jahren vor allem Hilfe beim Aufbau einer funktionierenden Verwaltung nach bundesdeutschen Richtlinien in Hainichen im Vordergrund.

Im Laufe der Jahre hat sich vieles gewandelt. Hainichen  ist „erwachsen“ geworden und man begegnet sich schon seit Jahrzehnten auf gleicher Augenhöhe.

Es besteht inzwischen eine enge und einander ergänzende Zusammenarbeit: zwischen den Stadtverwaltungen, Freundeskreisen, Sportvereinen, den Schützenvereinen und natürlich ganz vielen privaten Freundschaften und Treffen.

Seit seiner Gründung ist der Freundeskreis Dorsten/Hainichen e.V. eine starke Säule der Partnerschaft. Ziel des Vereins ist die Förderung von kulturellen, sportlichen, historischen und gesellschaftspolitischen Begegnungen zwischen den Bürgern der Städte Dorsten und Hainichen.

In der praktischen Arbeit stellt sich dies durch zahlreiche Begegnungen der Menschen beider Städte dar. Neben der Organisation von Kontakten auf verschiedenen Ebenen lag das Hauptaugenmerk auf den Treffen der Freundeskreise, die seit 1993 jährlich am Himmelfahrtswochenende stattfanden.

Leider mussten wir diese liebgewordene Tradition 2018 aufgeben. Der Großteil unserer Vereinsmitglieder ist inzwischen hochbetagt, so dass eine solch lange Reise für manchen zu anstrengend geworden ist.

Dennoch bestehen die teilweise Jahrzehnte alten Freundschaften weiter und Besuche erfolgen nun bisweilen noch in kleinerem, privatem Rahmen.

Bei unseren Besuchen, in Dorsten wie in Hainichen, gingen wir immer einen Tag gemeinsam auf Exkursion. Bei Stadtführungen lernten wir unsere Partnerstädte noch näher kennen. Natürlich nicht zu vergessen unsere schon fast legendären Begegnungsabende. Hier war Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen, aber auch ordentlich gemeinsam zu feiern.

In den vergangenen 30 Jahren der Städtepartnerschaft stellten Bürger und Verwaltung immer wieder unter Beweis, wie wichtig ihnen ein vertrauensvolles Miteinander zwischen den oftmals ungleichen Partnern ist.

Finanzielle Zuschüsse gab es vom Freundeskreis in Dorsten z.B. für die Sanierung des Gellert-Denkmals, die Anschaffung der Bänke auf dem Neumarkt, es gab aber auch eine Zuwendung für unsere Weihnachtspyramide.

Den Höhepunkt der Hilfsbereitschaft der Bürger unserer nordrhein-westfälischen Partnerstadt erlebten wir nach dem Jahrhunderthochwasser in Hainichen 2002.

Gleich am darauffolgenden Wochenende kamen der damalige Dorstener Bürgermeister Lambert Lütkenhorst und Helmut Mertens von der Firma Permaclean nach Hainichen, um sich vor Ort ein Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen.

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie wir gemeinsam durch betroffene Stadtgebiete liefen. Über 70.000 Euro an Geldspenden und zahlreiche Sachspenden, welche an besonders betroffene Familien ausgezahlt wurden, sammelten die Freunde in Dorsten bei zahlreichen Aktionen. Dafür sind wir auch heute noch unendlich dankbar.

Es gab in den vergangenen 30 Jahren viele Höhepunkte, die für eine intensive und wahrlich gelebte Städtepartnerschaft stehen,  die ich gemeinsam mit unserem Bürgermeister Dieter Greysinger, aber auch mit unseren früheren Bürgermeistern Rainer Sobotka und Heinrich Zirkel, erlebt habe.

So war ich 1993 mit Heinrich Zirkel zur Einweihung des Partnerschaftsbrunnens in Dorsten. Mit Rainer Sobotka feierten wir im Jahr 2000 10 Jahre Städtepartnerschaft in Dorsten. Auch das Hochwasser 2002 mit Besuchen in Dorsten und einer großen Dankeschönveranstaltung fiel in diese Zeit. Unvergessen bleiben Besuche zu den jeweiligen Stadtgeburtstagen und Partnerschaftsjubiläen, an denen neben den Bürgermeistern auch Vertreter der Verwaltungen und Stadträte teilnahmen.

Gemeinsam beteiligten wir uns so z.B. am Umzug zu unser 825 Jahr-Feier im Jahr 2010. Dieter Greysinger begleitete ich zu seinem Antrittsbesuch im März 2005. Als Überraschung konnten wir damals eine neue Städtepartnerschaftsurkunde mit nach Hause nehmen. Die Originalurkunde wurde leider beim Rathausbrand im Februar 1991 vernichtet.

Besondere Höhepunke waren die Einweihung der „Dorstener Straße“ im Sommer 2012 in Hainichen und anlässlich des 25jährigen Jubiläums der Deutschen Einheit am 3.Oktober 2015 die Einweihung des „Hainichenring“ in Dorsten. Dies waren immer sehr emotionale Momente.

Ein besonderes sportliches Highlight gab es dann im Jahr 2019. Mit 6 Mitstreitern radelte der Dorstener Bürgermeister Tobias Stockhoff im Mai nach Hainichen. Hintergrund der Aktion war eine Radtour in alle 8 Dorstener Partnerstädte.

2019 stand Rybnik/Polen auf dem Plan. Da lag es nahe, Hainichen was ziemlich genau auf der Hälfte der Wegstrecke liegt, in die Reiseplanung einzubeziehen. Die erste Etappe ging Anfang Juni 2019 von Dorsten nach Hainichen, die zweite Etappe der Tour Ende Juli von Hainichen nach Rybnik.

Im Wettkampf Gegner - aber danach gemeinsame Sieger. So kann man die Begegnung von Sportlern aus Dorsten und Hainichen bezeichnen. Noch bevor die Städtepartnerschaft offiziell besiegelt wurde, gab es bereits zwischen den Badmintonspielern beider Städte Kontakte.

Im März und Mai 1990 traf man sich erstmals zum sportlichen Kräftemessen, aber auch zum gemeinsamen Kennenlernen. Eine aktive Rolle spielten auch die Fussballer des HFV. Durch Vermittlung des Freundeskreises konnten die „Alten Herren“ Kontakt zu den Fußballern in Rhade aufnehmen. Höhepunkte waren Besuche der Dorstener anlässlich eines Turniers zum Stadtjubiläum im Sommer 2010 und der Gegenbesuch der Hainichener Sportler 2012 in Dorsten.

Hier standen neben den „Alten Herren“ auch Stadträte, Vertreter des JCB und unser Bürgermeister, Dieter Greysinger, mit auf dem Feld. Auf dem Spielfeld wurde sich nichts geschenkt, nach dem Abpfiff gemeinsam gefeiert.

Im Jahr 2014 konnten sich zwei Hainichener Kinderfussballmannschaften mit gleichaltrigen Dorstener Fussballern in Dorsten auf dem Rasen messen. Auf dem Weg dorthin besuchte man den Dortmunder Signal Iduna Park. Neben dem sportlichen Wettstreit ging es auch immer darum, die jeweilige Gastgeberstadt kennenlernen.

In einer langjährigen Beziehung, auch zwischen Städten, ist es wichtig, immer am Ball zu bleiben, Kontakte zu pflegen und neue Ideen umzusetzen. So gab es auch auf kulturellem Gebiet einige bemerkenswerte Aktionen: Helga Huckenbeck und Beate Frerick, zwei Künstlerinnen aus Dorsten stellten ihre Werke im Hainichener Tuchmacherhaus aus. Die Maler Leo Lessig und Frank Schaal zeigten ihre Werke in Dorsten.

Im Hainichener Rathaus wurde eine „Dorsten-Ecke“ mit Werken Dorstener Künstler eingerichtet. Es lohnt sich beim nächsten Besuch in unserem Rathaus einmal danach Ausschau zu halten.

Im musikalischen Bereich zeigte mehrmals die „Scool-House-Jazzband“ ihr Können und sorgte nicht nur bei unseren Begegnungsabenden für Stimmung, sondern auch zur Einweihung der neu sanierten Brüderstrasse.

Die Freundschaft der Schützen reicht bis ins Jahr 1992 zurück, als eine Delegation des Jagdvereins Hainichen den Dorstener Schützenverein Feldmark I + II zu dessen Schützenfest besuchte. Von dieser Reise brachte Egbert Liebold so viele Eindrücke mit nach Hainichen, dass die Jäger schließlich selbst ein Vogelschießen in der Gellertstadt abhielten. Daraufhin entstand die Idee, die Privilegierte Schützengilde 1717 wiederzubeleben. Der langjährige Hainichener Schützenverein war schon vor längerer Zeit aufgelöst worden und durfte sich zu DDR-Zeiten aufgrund der geltenden gesetzlichen Restriktionen nicht wieder neu gründen.

Zum ersten Schützenfest der Priv. Schützengilde Hainichen 1717 e. V.  im Jahr 2003 besuchten gleich 5 Dorstener Schützenvereine Hainichen und überbrachten dabei eine Spende für die Wiederherstellung der Hainichener Vereinsfahne.

2005 erfolgte dann der Gegenbesuch in der Stadt an der Lippe. Seitdem besuchen sich die Vereine aus beiden Städten jährlich mit einer großen Zahl von Schützen zu ihren jeweiligen Schützenfesten.

Bemerkenswert ist sicherlich auch, dass Dorstens Bürgermeister, Tobias Stockhoff , Mitglied bei den Hainichener Schützen ist. Der Hainichener Lars Herrmann tritt nicht nur in Hainichen zum Vogelschießen als Moderator auf, auch in Dorsten ist die Stimme des wortgewaltigen Stadtrats regelmäßig durch das Mikrophon zu hören.

Dorsten? Hainichen? Wo ist denn das? Haben Kinder dort die gleichen Interessen wie wir? Diese Fragen lassen sich am besten beantworten, in dem man sich und die Städte kennenlernt, gemeinsam reist, sich im sportlichen Wettkampf misst oder sich gemeinsam künstlerisch betätigt.

Im Jahr 2003 gab es für Hainichener und Dorstener Gymnasiasten eine besondere Unterrichtsstunde. Dr. Gotthart Wolf aus Hainichen sprach am Dorstener Petrinum über sein Leben in der DDR. Dorstens Bürgermeister Lambert Lütkenhorst informierte die Schüler in der Gellertstadt über seine Arbeit als Bürgermeister einer Stadt, die immerhin neunmal so groß ist, wie Hainichen.

Im gleichen Jahr wurde eine gemeinsame Reise von Hainichener und Dorstener Jugendlichen, welche ich begleiten durfte, nach Rybnik organisiert. Noch heute wird über die Erlebnisse der Reise gesprochen und über so manche Begebenheit geschmunzelt.

In 2004/05 arbeiteten unter der Leitung der Dorstener Künstlerin Gisela Paul und der Hainichener Kunstlehrerin Birgit Reichert Kinder beider Städte jeweils für eine Woche an einem Malprojekt im Rahmen der UNESCO. Sicherlich werden sich noch viele an die farbenfroh gestaltete Fassade am Autohaus Hertel & Weichert erinnern. Es war spannend, das Entstehen des Bildes mit zu verfolgen.   Zwei der damals am Entstehen des Bilds beteiligten jungen Künstler sind übrigens heute recht bekannte Einwohner unserer Stadt. Sophia Berg vom gleichnamigen Friseursalon auf der Gellertstraße und Anne Stiehler, heute Lehrerin an unserer Eduard-Feldner-Grundschule.

Vertreter des Jugendclubs Berthelsdorf, damals an der Spitze mit dem heutigen Stadtrat Max Kermes, nahmen 2010 am europäischen Jugendparlament in Dorsten teil.

Nach seiner Wiederwahl als Bürgermeister im September 2018 besuchte Dieter Greysinger mit seiner Frau für 4 Tage Dorsten. Er nahm unter anderem an einer Stadtteilversammlung teil und traf gemeinsam mit Tobias Stockhoff so große Politikgrößen wie Armin Laschet, Norbert Lammert, Ralf Stegner und  Karl-Josef Laumann. Gemeinsam mit Tobias Stockhoff besuchte man das sowohl in Hainichen als auch in Dorsten beheimatete Steuerbüro Woltsche und Partner

Rückblickend auf 30 Jahre Städtepartnerschaft Hainichen Dorsten kann man feststellen, dass aus einem Samenkorn (im Frühjahr 1990) eine schöne, starke Pflanze gewachsen ist. Eine Pflanze mit starken Wurzeln, einem festen Stamm, vielen Ästen und Zweigen und wunderschönen Blüten.

            Carmen Fischer                                                                                 Dieter Greysinger

 

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