Hainichen

Einschätzung des Oberbürgermeister zum Ukraine-Russland-Konflikt

Liebe Mitbürgerinnen, liebe Mitbürger,

seit 24. Februar 2022 ist in Deutschland, Europa und in der ganzen Welt nichts mehr so, wie es war. Das Unbegreifliche ist geschehen: Mit einem durch nichts zu rechtfertigenden Einmarsch russischer Truppen ins Nachbarland Ukraine hat uns Präsident Wladimir Putin auf erschreckende Art und Weise verdeutlicht, dass wir uns in falscher Sicherheit gefühlt haben, nie wieder einen Angriffskrieg auf europäischem Boden erleben zu müssen. 

In etwa nur so weit wie der Gardasee von Hainichen entfernt, näher als Paris, müssen Menschen 77 Jahre nach Ende des 2.Weltkriegs auf unserem Kontinent wieder in Luftschutzbunker fliehen, sterben Zivilisten bei Luftangriffen auf Wohngebäude, Krankenhäuser, Schulen und Kindereinrichtungen.

Bilder der verängstigten Menschen, die oft sogar ihre Haustiere in die Luftschutzkeller mitnehmen, Anblicke nicht enden zu wollender Flüchtlingsströme an den Grenzen der Ukraine zu ihren Nachbar-Ländern, Szenen wie das Freilichtkonzert der Symphoniker in Odessa in Erwartung der Invasion russischer Soldaten, Bilder zerstörter Wohnhäuser. Alle diese Dinge vermitteln uns den Eindruck, dass wir uns in einem Alptraum befinden, der eigentlich nicht wahr sein kann.

Am schlimmsten jedoch ist die Ohnmacht, mit welcher wir diese Bilder ertragen müssen. Denn eine Einmischung in diesen Konflikt durch Truppen der Nato wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit Auslöser für einen 3. Weltkrieg und den Einsatz von Atomwaffen.

Die offensichtlichen, dreisten Lügen der Vertreter der russischen Staatsregierung, mit welcher diese diesen barbarischen Akt zu rechtfertigen versucht, lässt sicherlich nicht nur mich die Fäuste in den Taschen ballen.

Ich gebe zu, dass ich mich bis vor kurzem in einigen Dingen sogar als „Putin-Versteher“ bezeichnet habe. Ich konnte mir bis 24.2. beim besten Willen nicht vorstellen, dass von Seiten der russischen Regierung Gift- und Mordanschläge auf unliebsame Personen angeordnet und toleriert werden.

Ich konnte nicht glauben, dass russische Institutionen versucht haben. Einfluss auf Wahlen in Deutschland und Westeuropa zu nehmen. Auch wenn viele Leute sagen, wir können Putin nicht mit Stalin oder Hitler vergleichen, diesen beiden Tyrannen standen glücklicherweise keine Atomwaffen zur Verfügung. Bei Putin wissen wir nicht, wie weit dieser bereit ist, noch zu gehen. Die Einverleibung weiterer Länder wie Moldau erscheint alles andere als ausgeschlossen und selbst in den Natoländern der baltischen Staaten erscheint die dort vorherrschende Angst, vor einer Invasion russischer Truppen nicht unberechtigt. Ich musste meine Auffassung vom „schlummernden Bären Russland“, welcher so lange friedlich schlummert, wie man ihn auch in Ruhe lässt, komplett umändern.

Hinzu kommt die offenbar recht große Unterstützung, welche Wladimir Putin in breiten Teilen seiner Bevölkerung besitzt, verbunden mit Repressalien gegenüber Kritikern im eigenen Land, welche diese offenbar stark einschüchtern. Demonstranten in Moskau und St. Petersburg werden einfach verhaftet und für Monate und Jahre weggesperrt.

Ich hoffe sehr, dass gerade die kritischen Zeitgeister in unserer Gesellschaft, welche in den letzten Jahren Ereignisse wie die Flüchtlings- oder Coronakrise zum Anlass genommen haben, immer wieder zu thematisieren, in welch schlimmem Land wir leben, zur Einsicht kommen und Dinge wie ein Leben in Frieden mit Meinungs- und Pressefreiheit besser zu schätzen wissen, als dies bisher der Fall war.

Es wäre mühselig, nach Fehlern in der Vergangenheit zu suchen, welche zweifellos auch vom Westen gemacht wurden. Das stetige Ausdehnen der Nato bis an die russischen Grenzen war sicherlich auch ein Mosaikstein für die aktuelle Situation. Allerdings rechtfertigt absolut nichts einen Angriffskrieg, wie ihn Putins Armee derzeit in der Ukraine führt.

Natürlich merkt man viele Spuren des Ukrainekrieges auch bei uns. Der Blick auf die Benzinpreise, aber auch die breite Hilfsbereitschaft in unserer Bevölkerung, den Menschen zu helfen.

Konkrete Auswirkungen des Ukrainekrieges in unserer Stadt 

Nach meinem Kenntnisstand sind am 10.3.2022 die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine in unserer Stadt angekommen. Es handelt sich um drei Mütter mit ihren Kindern (im Grundschulalter) und eine ältere Frau. Sicherlich werden zahlreiche weitere Hilfesuchende folgen.

Ich danke ausdrücklich allen privaten Hainichener Initiativen, welche es ermöglichen, das unsägliche Leid der geflüchteten Menschen zumindest ein Stück weit zu lindern. Wir werden als Stadt Hainichen den Gästen aus der Ukraine gute Gastgeber sein und ähnlich wie vor 7 Jahren Veranstaltungen und Aktionen für diese Menschen anbieten.

Dieter Greysinger

Oberbürgermeister

Verkehr

Zur Zeit keine besonderen Informationen.

Mehr Information
Verkehr

Downloads

Hier finden Sie nützliche Formulare, Jahresrückblicke und Dokumente

Downloadbereich
Download